Benjamin

  • Seyla Benhabib und die Konstellation des Exils

    Zur Verleihung des Hannah-Arendt-Preis an Seyla Benhabib Dass Seyla Benhabib heute in Bremen mit dem Hannah-Arendt-Preis geehrt wird, markiert einen Moment, in dem biographische Erfahrung, philosophische Einsicht und politische Gegenwart zur Konstellation zusammentreten. Mit dieser Ehrung tritt ein Denken hervor, das aus den Brüchen des 20. Jahrhunderts hervorgegangen ist und im 21. Jahrhundert eine Sprache

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  • Hannah Arendt – Die Zerbrechlichkeit des Anfangs

    Ein Essay zum 50. Todestag Es gibt Denkerinnen, deren Werk jenseits des Alterns durch die nachträgliche Erschaffung seiner eigenen Gegenwart besticht. Hannah Arendt gehört zu ihnen. Ihre Begriffe sind keine Monumente der Überlieferung. Es sind vielmehr fragile Gebilde – fragil, weil sie sich weigern, das Kontingente ins Systematische zu überführen, weil sie dem Ereignischarakter des

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  • Das Maß des Fragilen. Giacometti und die Wahrheit der Unvollkommenheit

    Wenn man vor Alberto Giacomettis Figuren steht, überfällt einen ein merkwürdiges Gefühl der Distanz – eine Distanz, die nicht Kälte ist, sondern Abgrund. Sie stehen da, wie eingefrorene Schatten, aus der Welt gefallen und doch durch sie hindurchgegangen, als hätten sie eine Schwelle überschritten, die wir noch vor uns haben. Kaum eine andere Kunstform des

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  • Ernst Ludwig Kirchner auf Fehmarn

    Zwischen Paradies und Abgrund Stehe ich nachts am Strand von Fehmarn, wenn das Meer schwarz und bodenlos geworden ist und die Brandung in rhythmischen Schlägen gegen die Küste bricht, dann scheint mir die Landschaft nicht bloß Natur, sondern ein Bild von Wahrheit. Das Leuchtfeuer von Staberhuk hebt sich wie ein Maß gegen die Dunkelheit, und

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  • Stéphane Hessel: Eine Begegnung am Rand der Zeit

    Manche Orte bewahren ein Gedächtnis, das über ihre Mauern und Straßen hinausweist. Trouville gehört für mich zu jenen Landschaften, in denen sich Literatur, Geschichte und persönliche Erfahrung auf geheimnisvolle Weise überlagern. Immer wieder hat mich Prousts Spur hierhergeführt, doch zuweilen ereignet sich in dieser vertrauten Umgebung etwas, das über den literarischen Resonanzraum hinaus in die

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  • Kritik als Lebensform: Ein Nachruf auf Christa Bürger

    Ein Nachruf auf Christa Bürger Am 22. August 2025 ist Christa Bürger im Alter von neunzig Jahren gestorben. Mit ihr endet eine Epoche kritischer Literaturwissenschaft, die stets mehr war als ein universitäres Fach; sie war Teil einer umfassenden intellektuellen Bewegung, die sich der Aufklärung in ihrer dialektischen Gestalt verpflichtet wusste. Christa Bürger war eine der

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  • Für Peter Bürger

    Für Peter Bürger

    Mit dem Zerfall des avancierten Materials ist die Kunst nicht frei geworden, sondern heimatlos. Wo einst die strenge Bindung an das geschichtsphilosophisch verpflichtete Material einen Maßstab jenseits des Beliebigen versprach, zerfällt die Theorie in bloße Programmatiken. Das Kunstwerk, das nun seine Kriterien selbst setzt, trägt die Bürde der Einsamkeit: Es ist Richter und Angeklagter in

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  • Das Erbe der Kritik – Die Frankfurter Schule und die Marburger Antwort auf den Kapitalismus

    Einleitung Die intellektuelle Landschaft der deutschen Nachkriegszeit wurde maßgeblich von zwei Strömungen geprägt, die trotz gemeinsamer marxistischer Wurzeln und eines kritischen Gesellschaftsverständnisses distinkte Pfade in Analyse und politischer Praxis beschritten: die Kritische Theorie der Frankfurter Schule und die Marburger Schule um Wolfgang Abendroth. Während die Frankfurter Schule eine umfassende Kultur- und Gesellschaftskritik entwickelte, die auf

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  • Alfred Sohn-Rethel in Süditalien

    Zwischen Porosität und theoretischer Entwicklung Alfred Sohn-Rethel (1899–1990) gehört zu jenen Denkern, deren theoretische Radikalität sich erst spät, aber umso nachhaltiger Bahn brach. Seine prägenden Jahre in Süditalien, verbracht zwischen 1924 und 1927 im stillen Rückzug in Positano und im pulsierenden Chaos Neapels, markieren eine entscheidende biographische Zäsur. Mehr noch: Sie sind die Geburtsstunde eines

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  • Thomas Hartmann

    Thomas Hartmann

    Thomas Hartmanns Bilder umweht eine stille Melancholie und heitere Gelassenheit. Insbesondere seine kleinformatigen Papierarbeiten, die mit den unterschiedlichsten Bildthemen und Sujets spielen, sind allegorische Denk-Bilder, die mit ihren kleinen Geschichten die großen Fragen des Lebens berühren. Es ist dies der melancholische Blick des Flaneurs, der alltägliche Beobachtungen in eine poetische, magische Bildsprache verwandelt und so

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  • Dialektik des Erwachens

    „Wie Proust seine Lebensgeschichte mit dem Erwachen beginnt, so muß jede Geschichtsschreibung mit dem Erwachen beginnen, ja sie darf eigentlich von nichts anderm handeln. So handelt diese vom Erwachen aus dem neunzehnten Jahrhundert.“ (PW580) Dieses dialektische Bild ist nicht nur ein Hinweis auf die intendierte methodische Vorgehensweise im Passagenprojekt, sondern macht vor allem auch deutlich,

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